Ö-Tour, Fritz Dodes, Hey-hey!, diese Worte lösen bei radsportfaszinierten Personen allergische Reaktionen aus. Legendär waren die Abfahrten (aus marketinggründen auch mit Scheibenrad), die Zielankünfte in großen und kleinen Gemeinden, die Annahme vom Verpflegung und der damit verbundenen Sammlung von Trophäen bzw. Souvenirs, die teils patscherten Stillstände vom Hauptfeld vor geschlossenen Bahnübergängen, die statischen Bilder von Kirchtürmen und anderen Gebäuden – mit dem Versuch dadurch touristisches Verlangen zu erzeugen -und dem Kommentar von Fritz Dodes, der in den Achtzigern Synonym für den Radsport in Österreich war. Vergleiche mit Karsten Migels auf Eurosport tun sich unzulässigerweise auf, und die quasi Titelmelodie der Österreich Tour kommt einem in den Sinn. „Hey-hey“, war einer der ersten Synthie-Knaller, präsentiert von Gershon Kingsley, was damals nur die Wenigsten wussten.
Diese Steilvorlage war zu Zeiten der Amateure selbstverständlich, die Tour war ein Fixpunkt im heimischen Sportgeschehen, doch irgendwann wurde es still um die Ö-Tour. Das obwohl Österreich sehr Radsport begeistert ist, sich dadurch touristisch bestens verkaufen lässt, dem heimischen Vereine eine Plattform bietet – ein Sieger aus Österreich war damals fast garantiert. Doch als die Ö-Tour seit der Einheitslizenz in die zweite Kategorie abgerutscht ist, ist sie international in die Bedeutungslosigkeit abgedriftet, was auch aufgrund der Vielzahl an Kategorie 1 Rennen nicht verwunderlich ist. Da hilft auch nicht die Tatsache, dass sich Österreicher:innen in den Ergebnislisten fest vorne verankert und etabliert haben, und ja, auch Radsportler aus Österreich sind cool, ebenso wie die Veranstaltungen (WM Salzburg, WM Innsbruck, Kieslinger, Gall, Gogl, Großschartner, Haller, Konrad, Gamper, Schweinberger, Schrempf, Stigger, Mitterwallner, Ötzi, Salzkammergut-Trophy).
Das soll sich nun ändern und endlich ein Ende haben. Nach vorne schauen, Ressourcen bündeln, ein Risiko eingehen … mit einem ordentlichen Konzept und Einsatz der Beteiligten hat die Saison 23 einen Neustart der Ö-Tour gebracht. Ich selbst konnte ich mich am Rennweg von der professionellen Abwicklung und Absperrung überzeugen. Das Radsport Fieber war nicht nur wegen der hohen Temperaturen beim Brodeln.

Anekdote:
Würden die Rennfahrer wissen, wie die Exekutive erst kurz vor Ankunft mit Autofahrern und Passanten in Erklärungsnot, aufklärungsbedürftig den Weg frei machen, würden die Teilnehmer wahrscheinlich nicht solch krasse Kurven fahren, um selbstverständlich die Straßenbreite auszunutzen.
Kurven schneiden und blind in die Schikane fahren gehört dazu, schließlich ist Wettkampf angesagt „Second Place ist first loser“. Trotzdem gehen sich manche harte Nicht-Kontakte nur knapp aus. man will sich die Folgen gar nicht ausmalen.

Ganz entspannt hingegen schauen wir uns das TV Magazin der Tour of Austria im warmen und hellen Studio an. Das Live Magazin „Windschatten“ auf YouTube und K1, moderiert von Thomas Pupp, soll Lust auf Radsport machen und dabei die Ö-Tour promoten. Geplant als monatliches Event – war schon die erste Ausgabe sensationell geil. Eher zufällig konnte ich dabei sein und mich persönlich von der Erstausgabe überzeugen, mit illustren und hochkarätigen Gästen. Ebenso das Publikum gespickt mit Bekannten und vertrauten Gesichtern, war die Medienhalle bei der Premiere gut gefüllt, das „Get-together“ bot viele Gespräche für den Austausch. In der Hoffnung, dass sich dies etabliert, institutionalisiert und quasi regelmäßig stattfindet, freue ich mich nicht nur auf die Velo-Zukunft, sondern auch, dass der Tour mehr Nachdruck verliehen wird.
Der fachspezifische Austausch ist für Freaks verständlich, da sie den Fachduktus inne haben. Für noch nicht Radsportbegeisterte müsste der Inhalt generalisiert oder mit Zusatzinfo versehen werden. Denn für diese Zielgruppe will so mancher Inhalt auf ein allgemeines Verständnis-Niveau herunter gebrochen werden, denn Radrennsport ist in seiner Gesamtheit und Bubble eben auch nur für Aktive und Leidensgenossen verstehbar, der Sich-nicht-plagen-wollende verliert dabei schnell den Anschluss. Dabei hilft auch kein Windschatten, denn den kann auch ein Untrainierter nicht halten  🙂

 

WINDSCHATTEN