Das Kühtai ist bis zum aktuellen Fahrradboom nicht so auffällig als „must do“ in des heimischen Rennradlers Wunschliste gestanden. Vielmehr kennt der Tiroler das Kühtai vom Winter oder als verkehrsinvasive Anhöhe, um die mit dem Rad ein großer Bogen gefahren wurde. Jedenfalls war mir das Kühtai als aktiver Jugendrennfahrer nie so in Erscheinung getreten. Vielleicht als Hindernis beim Ötztal Radmarathon bekannt oder eben als einmal machen und abhaken vor 25 Jahren, zeigt aber der Fahrrad Wahn im Jahr 2020 außerordentliche Züge.
Kematen, Haiming und Oetz sind die drei Ausgangspunkte von wo aus man ins Kühtai kommt. In diesem Fall hat sich die Rad Community was ganz Gemeines ausgedacht: nicht nur einmal wird das Kühtai bezwungen, sondern gleich 3x, eben von allen drei Seiten. Das heißt 4250 Höhenmeter verteilen sich auf 122 Kilometer, wenn keine extra Anfahrt und die logischste Linienführung gewählt wird.
Sozusagen auf dem Normalweg gelang man zum Titel „Kühtai-Cowboy/Cowgirl“, wenn man alles durchzieht und nicht vom Kühtai-Sattel abgeworfen wird. Und los geht`s!
Von Kematen kommend geht es entlang der Sellrainstraße und der Melach nach Gries im Sellrain (1187m). Nach Peida (1492 m) hat man das steilste Stück hinter sich gelassen und erholt sich auf der kurzen Zwischenabfahrt nach St. Sigmund im Sellrain (1516 m). Es folgen Haggen (1646m), die Zirmbachalm (1783m) und zwei schattenspendende Lawinenschutzgalerien bis uns das Kühtai auf 2017m als das erste Ziel der Tour, jetzt noch in frischer und euphorischer Verfassung begrüßt.
Auf 22,7km über 1407 Höhenmetern ins Kühtai zum Ersten!
Die Abfahrt nach Ochsengraben und nach rechts über den kurzen Gegenanstieg zum Haiminger oder Silzer Sattele (1690m) endet schließlich in Haiming wieder unten im Inntal. Selbiges zurück nach oben durch Höpperg und Hausegg führt nach 1486 Höhenmetern entlang der 19,2km zum Zwischentitel „Kühtai die Zweite“!
Noch nicht genug vom Kühtai sehen wir uns bald wieder, denn die Abfahrt via Ochsengarten nach Oetz ins Ötztal, muss entlang des Stuibenbachs durch Ötzerau und Mühlau auf 17,6km und 1237 Höhenmetern im Aufstieg retour gehen. Somit reiht sich Kühtai die 3. ins Logbuch. Als gepeinigter Cowboy wird nun die Schwerkraft missbraucht um das Sufferfest möglichst energiesparend zu Ende zu bringen. Am Ende zeigt mir Strava eine Gesamtzeit von über 8 Stunden und die Meldung: Congratulations, this is your longest Radfahrt on Strava! An. So muss es denn wohl sein, weil ich mich bei allem geistigen Schürfen nicht mehr daran erinnern kann, wann ich zuletzt 170km oder 4552 Höhenmeter gefahren wäre.

Yipie ah yeah!